Gottesdienst mit Abendmahl, Jubilate von Pastor Matthias Lasi, 25.04.2021

Der heutige Sonntag steht unter dem Leitspruch

Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.

2. Korinther 5,17

 

Psalm 103

1 Von David.

Lobe den HERRN, meine Seele,

und was in mir ist, seinen heiligen Namen!

2 Lobe den HERRN, meine Seele,

und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat:

3 der dir alle deine Sünde vergibt

und heilet alle deine Gebrechen,

4 der dein Leben vom Verderben erlöst,

der dich krönet mit Gnade und Barmherzigkeit,

5 der deinen Mund fröhlich macht

und du wieder jung wirst wie ein Adler.

6 Der HERR schafft Gerechtigkeit und Recht

allen, die Unrecht leiden.

7 Er hat seine Wege Mose wissen lassen,

die Kinder Israel sein Tun.

8 Barmherzig und gnädig ist der HERR,

geduldig und von großer Güte.

9 Er wird nicht für immer hadern

noch ewig zornig bleiben.

10 Er handelt nicht mit uns nach unsern Sünden

und vergilt uns nicht nach unsrer Missetat.

11 Denn so hoch der Himmel über der Erde ist,

lässt er seine Gnade walten über denen, die ihn fürchten.

12 So fern der Morgen ist vom Abend,

lässt er unsre Übertretungen von uns sein.

13 Wie sich ein Vater über Kinder erbarmt,

so erbarmt sich der HERR über die, die ihn fürchten.

14 Denn er weiß, was für ein Gebilde wir sind;

er gedenkt daran, dass wir Staub sind.

15 Ein Mensch ist in seinem Leben wie Gras,

er blüht wie eine Blume auf dem Felde;

16 wenn der Wind darüber geht, so ist sie nimmer da,

und ihre Stätte kennet sie nicht mehr.

17 Die Gnade aber des HERRN währt von Ewigkeit zu Ewigkeit

über denen, die ihn fürchten,

und seine Gerechtigkeit auf Kindeskind

18 bei denen, die seinen Bund halten

und gedenken an seine Gebote,

dass sie danach tun.

 

Gebet

Barmherziger, guter Gott,

du hast diese Welt wunderbar geschaffen, lass sie nicht allein.

In diesen Tagen können wir das Erwachen der Natur nach dem Winter beobachten. Es macht uns Freude zu sehen, wie alles wieder grün wird.

Aber wir erleben auch diese andere Seite der Natur, die das Leben bedroht und uns einschränkt. Ermutige uns und schenke uns Geduld und Hoffnung, damit wir diese schwierige Zeit der Coronapandemie durchstehen.

 

Apostelgeschichte 17,22-34

22 Paulus aber stand mitten auf dem Areopag und sprach: Ihr Männer von Athen, ich sehe, dass ihr die Götter in allen Stücken sehr verehrt.

23 Denn ich bin umhergegangen und habe eure Heiligtümer angesehen und fand einen Altar, auf dem stand geschrieben: Dem unbekannten Gott. Nun verkündige ich euch, was ihr unwissend verehrt.

24 Gott, der die Welt gemacht hat und alles, was darinnen ist, er, der Herr des Himmels und der Erde, wohnt nicht in Tempeln, die mit Händen gemacht sind.

25 Auch lässt er sich nicht von Menschenhänden dienen wie einer, der etwas nötig hätte, da er doch selber jedermann Leben und Odem und alles gibt.

26 Und er hat aus einem Menschen das ganze Menschengeschlecht gemacht, damit sie auf dem ganzen Erdboden wohnen, und er hat festgesetzt, wie lange sie bestehen und in welchen Grenzen sie wohnen sollen,

27 dass sie Gott suchen sollen, ob sie ihn wohl fühlen und finden könnten; und fürwahr, er ist nicht ferne von einem jeden unter uns.

28 Denn in ihm leben, weben und sind wir; wie auch einige Dichter bei euch gesagt haben: Wir sind seines Geschlechts.

29 Da wir nun göttlichen Geschlechts sind, sollen wir nicht meinen, die Gottheit sei gleich den goldenen, silbernen und steinernen Bildern, durch menschliche Kunst und Gedanken gemacht.

30 Zwar hat Gott über die Zeit der Unwissenheit hinweggesehen; nun aber gebietet er den Menschen, dass alle an allen Enden Buße tun.

31 Denn er hat einen Tag festgesetzt, an dem er richten will den Erdkreis mit Gerechtigkeit durch einen Mann, den er dazu bestimmt hat, und hat jedermann den Glauben angeboten, indem er ihn von den Toten auferweckt hat.

32 Als sie von der Auferstehung der Toten hörten, begannen die einen zu spotten; die andern aber sprachen: Wir wollen dich darüber ein andermal weiterhören.

33 So ging Paulus weg aus ihrer Mitte.

34 Einige Männer aber schlossen sich ihm an und wurden gläubig; unter ihnen war auch Dionysius, einer aus dem Rat, und eine Frau mit Namen Damaris und andere mit ihnen.

 

Predigt

 

Gott ist nicht fern von einem jeden unter uns.

Das ist wohl der prägnanteste Satz des Predigttextes.

 

Gott ist nicht fern von einem jeden unter uns.

 

Vielleicht erinnern Sie sich an Augenblicke, in denen ihnen etwas Ähnliches geschehen ist: Die Welt ist in solchen Augenblicken nicht mehr dieselbe wie zuvor. Es ist zwar alles gleichgeblieben wie vorher:

der Lärm der Strasse vor dem Fenster ist immer noch da,

ich trage das gleiche Hemd wie vorher,

und doch ist etwas anders geworden, jedenfalls in diesem Augenblick.

 

Etwas in mir drin hat sich verändert. Die Welt ist nicht mehr dieselbe wie vorher. Ich betrachte sie mit anderen Augen. Es ist mir etwas aufgegangen. Es ist vielleicht etwas unglaublich Schönes, vielleicht ist es aber auch ein heftiger Schmerz, der mich getroffen und mir für etwas die Augen geöffnet hat, das mir vorher verborgen war.

 

“Einem unbekannten Gott”: Paulus berichtet nach der Erzählung der Apostelgeschichte von dem, was er entdeckte, als er Athen durchstreifte. Man hat bisher keinen Altar mit dieser Aufschrift gefunden. Aber bringt diese Aufschrift nicht sehr treffend eine Erfahrung zum Ausdruck, die viele Menschen nachvollziehen können?

 

Man ist berührt von etwas unglaublich Schönem oder auch unglaublich Traurigem. “Unbekannt” mutet das an, was da geschehen ist. Man kann es nicht in Schon-Vertrautes einordnen. Man ist überrascht, und all die Wörter und Kategorien und Bilder, die man zur Verfügung hat, genügen nicht. Sie werden dem nicht gerecht, was jetzt geschehen ist.

 

Wir versuchen es dann vielleicht doch irgendwie einzuordnen; Paulus tut dies nach der Erzählung auch. Er greift auf die einem Juden vertrauten Schöpfungsgeschichten zurück und prägt dann diese so knappen und eindrücklichen Sätze “Gott ist nicht fern von einem jeden unter uns. In ihm leben wir, bewegen wir uns und sind wir”.

 

Es wird nicht davon ausgegangen, dass eine unüberbrückbare Kluft Menschen und Gott trennt. Gott, so bekennt hier Paulus, ist den Menschen nahe. Wir können das göttliche Geheimnis suchen, Gott sogar ertasten und finden. Aber selbstverständlich ist es nicht.

 

Manchmal ist nichts davon zu spüren. Dann klingt es wie ein Hohn. In ihm leben wir, weben und sind wir – manchmal klingt das fremd. Man fühlt sich weit, weit weg von Gott angesichts von Grausamkeit und Zerstörung in der Welt.

 

Im vergangenen Jahr erlebten wir eine Situation, die kannte bisher niemand von uns. Niemand wusste zu Beginn der Pandemie zunächst, wie mit der neuartigen Bedrohung umzugehen sei. Man konnte beobachten, wie Menschen nun sehr unterschiedlich, ja gegensätzlich, reagierten. Die einen meinten: Mich trifft es nicht, ich muss mich nicht schützen und die anderen wagten keinen Schritt mehr vor ihre Wohnungstür, weil sie Angst um ihre Gesundheit und um ihr Leben hatten.

 

Zum Glück bleiben die biblischen Geschichten beeindruckend realistisch. Die Bibel berichtet gleich am Anfang vom Menschen, der begabt ist, mit dem Auftrag, das Zerstörerische in der Welt zu bändigen, Leben zu bewahren und zu hegen. Und fast gleichzeitig wird von Gewalttätigkeit und Mord erzählt, von Kain, der seinen Bruder erschlägt.

 

Die biblischen Geschichten sind illusionslos, sie beschönigen nicht das Zerstörerische und die Finsternis.

Das biblische Reden von Religion, vom Göttlichen und von der Natur ist schonungslos. Die Natur ist zwar Gottes gute Schöpfung, aber keine unschuldige Idylle. Positives Denken allein lässt nicht alles wieder gut werden. Die Bibel redet über Gott, vermeidet jedoch, die Menschen über die Wirklichkeit zu täuschen.

 

Gott ist nicht fern von einem jeden unter uns. Man kann Gott finden. Jedoch selbstverständlich ist das nicht. Man kann an der falschen Stelle suchen oder kommt sich vor als wenn man die Nadel im Heuhaufen suchen müsste.

 

Dass sich Gott finden lässt, darauf bezieht sich eine Bitte im Vaterunser. Seit Jahrhunderten beten Christen im Vaterunser: „Dein Reich komme“. Anders formuliert könnte die Bitte heißen: Gott, sei bei uns, damit etwas von deiner Nähe spürbar werde.

 

“Dein Reich komme!” Manchmal wird das jetzt schon erfahrbar und ertastbar. Menschen begegnen dem Göttlichen, werden staunend, ehrfürchtig, verblüfft.

Etwas sehr Kostbares wird ihnen für kurze Augenblicke geschenkt, das sie verändert. Die Welt ist hinterher nicht mehr dieselbe wie vor einer solchen Erfahrung. Es ist mir etwas aufgegangen.

Der unbekannte Gott kommt überraschend nah.

Gott ist nicht fern von einem jeden unter uns.

Amen

 

Fürbittengebet

Unser Gott,

schon seit übereinem Jahr leben wir mit der Bedrohung durch das Virus. Seit über einem Jahr ist das Leben eingeschränkt. Seit über einem Jahr leben wir in der Sorge, werden meine Lieben und ich gesund durch die Coronakrise kommen?

Manche haben ihre Existenzgrundlage verloren andere müssen bangen und manche trauern um einen lieben Menschen.

Wir wissen nicht, wie das alles enden wird und denken oft:

Wo soll das noch hinführen? Erbarme dich.

 

Wir bitten dich für den Frieden in der Ukraine und auf der ganzen Welt. Erbarme dich und gebiete Einhalt, besonders in diesen Tagen. Wir wissen nicht was die militärischen Aktionen auf russischer Seite für die Ukraine bedeuten sollen. Wir bitten dich, erhalte uns den Frieden und erbarme dich über die Menschen, die in den umkämpften Gebieten leben müssen.

Amen

 

Segen

Gott segne euch und behüte euch.

Gott lasse sein Angesicht leuchten über euch und sei euch gnädig.

Gott erhebe sein Angesicht auf euch und gebe euch Frieden.

(Amen, amen, amen)